WIR45+ | KI im Bewerbungsprozess
Chancen für die Generation 45+
„Keine Angst: es wird einfach (lustig)“, so begann Andreas Neuherz das komplexe Thema KI für die Teilnehmer:innen in leicht verdaubare Stücke zu zerlegen. Er machte das mit Bravour und viel Humor. Ein Resümee des Online-Formats WIR45+ vom 14. Oktober.
Anita Oswald, Teamlead Unternehmen moderierte die 6. Ausgabe des Community-Online-Treffs WIR45+. EDV-Enthusiast und KI-Experte Andreas Neuherz gab wertvolle Tipps zur Nutzung von KI im Alltag und im Bewerbungsprozess. Das Resümee: keine Angst weder vor KI noch vor technischen Neuerungen. Einfach ausprobieren! Denn Künstliche Intelligenz ist nicht mehr weit entfernte Zukunftsmusik, sondern im Alltag und vor allem auch im Bewerbungsprozess angekommen. Digitale Kompetenzen sind Schlüsselqualifikationen.
„Kompetenz hat wenig mit Alter zu tun“,
stellt Andreas mit einem breiten Lächeln an den Anfang seines fachlichen Inputs. Er führt aus: „Erfahrung hat in der Berufswelt Platz, denn unabhängig vom Alter kann man immer etwas neu dazulernen. KI ist das nächste große Ding – vergleichbar mit dem Internet vor 30 Jahren. Wer sich jetzt einarbeitet, sichert sich einen echten Vorteil.“
Warum KI im Bewerbungsprozess wichtig ist
KI verändert die Art, wie Unternehmen Bewerbungen prüfen. Automatisierte Systeme analysieren Lebensläufe, Anschreiben und Online-Profile. Wer die Funktionsweise kennt, kann seine Unterlagen gezielt optimieren.
Tipp: Nutzen Sie KI nicht als Konkurrenz, sondern als Unterstützung. KI hilft, Anschreiben zu strukturieren oder Lebensläufe zu verbessern – ohne Ihre Persönlichkeit zu verlieren.
Viele fragen sich: „Wo soll ich anfangen?“
Wir nehmen E-Learning als Schlüssel zur digitalen Fitness wahr und bieten deswegen in Kooperation mit Microsoft eine große Auswahl an E-Learning-Kursen, für Anfänger:innen und Fortgeschrittene, zum Beispiel: Generative KI oder Produktivitätssteigerung mit KI (bitte als Senior Expert einloggen bzw. registrieren, um das kostenlose Angebot zu nutzen). E-Learning bietet Ihnen einfaches Lernen in Ihrem Tempo, jederzeit und allerorts – ganz ohne Druck.
Erfahrungen aus der Praxis
Andi Neuherz, unser Webinar-Experte, bringt es auf den Punkt: „Neugier bewahren, kleine Schritte gehen und die eigenen Erfahrungen als Stärke sehen. Denn digitale Tools sind kein Ersatz für Kompetenz – sie sind eine Ergänzung.“ Das Um und Auf sei das Prompt Engineering, also die möglichst präzise Eingabe/Anfrage und das brauche Übung. Man müsse die Ergebnisse immer wieder überarbeiten und nachfragen (weitere prompts machen).
KI bringt Vorteile auch für erfahrene Bewerber:innen, die bisher viele Bewerbungen geschrieben haben – vor allem durch Effizienz und neue Perspektiven. Hier dient KI als kritische Stimme und hilft bei der Überarbeitung oder Adaptionen. KI wird dann zu einer Art Coach.
KI im Alltag nicht unterschätzen
Andreas Neuherz ist KI-Nutzer der ersten Stunde. Er rät KI auch im Alltag einzubauen, zum Beispiel, sich den Tag strukturieren oder motivieren zu lassen. Wer kennt das nicht, wenn einem bei der (längeren) Jobsuche irgendwann Mut und Ideen ausgehen.
KI kann auch Firmeninformationen zusammenfassen, damit die Bewerbung auf konkrete Stellen besser matcht. Oder auch Bewerbungsgespräche simulieren und Fragen stellen, die man trainieren kann, um Sicherheit zu gewinnen.
KI ist kein Ersatz für unser Denken
Neuherz betont, dass KI ein Hilfsmittel ist, kein Ersatz für eigenes Denken. Inhalte müssen geprüft werden, um Fehler oder unpassende Formulierungen zu vermeiden. Und sich nicht vollständig der KI zu „übergeben“. KI spart Zeit, aber die Authentizität und der Hausverstand bleiben entscheidend.
Q&A: Fragen der Teilnehmer:innen zur Verwendung von KI
Was ist KI eigentlich, also wie funktioniert ChatGPT, Copilot und Co?
„KI ist keine echte Intelligenz, sondern ein Wahrscheinlichkeitssystem. Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT oder Copilot basieren auf mathematischen Berechnungen und Wahrscheinlichkeiten für Wortfolgen. KI funktioniert durch die Analyse riesiger Textmengen, die in Zahlen umgewandelt werden. Mit dem Ergebnis: sprachlich korrekte Antworten, aber keine Denkfähigkeit“, so Andreas Neuherz.
Was passiert mit unseren Daten?
Er weist darauf hin, dass wir als Kund:innen von kostenlosen Angeboten wie Copilot, ChatGPT (Abhängig von Version) und DeepSeek mit unseren Daten zahlen. Unsere Interaktionen, Eingaben und Feedback helfen dem System zu lernen.
Gibt man seinen Lebenslauf ein, dann wird der nicht öffentlich sichtbar sein, aber die Daten fließen in die Optimierung der Daten ein.
Bin ich nicht zu alt für KI? Wie viel Zeit muss ich investieren?
Nein! KI-Tools sind Helfer, keine Hürde. Schon 2–3 Stunden pro Woche reichen, um erste Erfolge zu sehen.
Was, wenn ich Fehler mache – oder die KI?
Fehler sind Lernchancen. Bleiben Sie dran – niemand erwartet Perfektion.
KI wird immer eine Antwort geben, auch wenn sie erfunden und falsch ist. KI „halluziniert“ dann.
Inhalte sind nicht fehlerfrei und müssen kritisch betrachtet werden und die Quellen sollten verfolgt werden.
Tipp: Damit die Fehlerquote geringer wird und halluzinieren reduziert bzw. ausgeschlossen wird, geben Sie in Ihrer Anfrage an, dass die KI melden soll, wenn sie keine Antwort hat. Die KI soll „keine Information verfügbar“ auswerfen.
Wie kann KI auch außerhalb von customized version präzise texten?
„Der Vorteil von Bezahlversionen ist, dass sie keine Daten zu Trainingszwecken speichern, um so den Datenschutz zu gewährleisten“, so Andreas Neuherz.
Prompt Engineering ist entscheidend, das heißt durch präzise Vorgaben und Eingaben lässt sich die Qualität und Richtung des Outputs steuern. Präzise Eingaben bedeuten, dass man die KI in die Rolle der sprechenden Person setzen muss bzw. wen soll der Text (Antwort von KI) ansprechen? Beispiele: prompt: „Du bist ein Personalexperte. Blicke aus dieser Perspektive auf folgenden Text (Bewerbung) und schreibe ihn um …“
Je präziser Ihre Eingabe (Prompt), desto mehr Details (wer spricht, an wen gewendet, welcher Stil, welcher Anlass, welche Stelle, welche Wünsche, …) im prompt sind, desto präziser und nützlicher die Antwort der KI.
Wie wird KI im Bewerbungsprozess eingesetzt?
Unternehmen nutzen bereits KI basierte Systeme, die automatisiert die Vorauswahl treffen. Diese Systeme nennt man Applicant Tracking Systems (ATS). Systeme vergleichen Stellenanforderungen mit Lebensläufen und erstellen Shortlists. Das sollte bei der Erstellung der Bewerbungsunterlagen klar sein und diese dahingehend angepasst werden.
Auch für Stellenausschreibungen nutzen Unternehmen KI. Bewerber:innen können KI einsetzen, um Lebensläufe auf die Stellenausschreibung hin zu optimieren oder neu zu erstellen. Man kann auch KI Fragen stellen lassen, die Recruiter:innen potentiell stellen und die Antworten einarbeiten und immer wieder neu trainieren. KI hilft bei der Strukturierung der Inhalte für Ihre Bewerbung.
Tipp: Lebenslauf und Anschreiben sollten relevante Kompetenzen und Begriffe aus der Stellenanzeige enthalten. KI kann helfen, fehlende Begriffe oder passende Formulierungen zu ergänzen.
Welche KI ist die beste? ChatGPT, Copilot …?
„Die Modelle basieren auf ähnlichen Daten und liefern daher vergleichbare Antworten. Unterschiede entstehen durch Versionen (gratis vs. Bezahlversion) und Funktionen wie Stilvorgaben (kurz, lang, humorvoll etc.)“. Bei den Bezahlversionen kann man eigene Texte hochladen, damit die KI den Stil übernehmen kann“, so Neuherz.
Fällt KI-Nutzung Personalern auf?
Auffällig wird es nur, wenn Stil und Sprache der Bewerbung (Anschreiben oder Telefonat) nicht zur Person passen. Firmen nutzen selbst KI, daher ist die Verwendung der KI kein Ausschlusskriterium und zeigt, dass Sie mit der Zeit gehen. Ihr zukünftiger Arbeitgeber wird vielleicht sogar erwarten, dass Sie mit KI umgehen können.
Unser finaler Tipp: Lernen Sie noch heute Prompt Engineering – also die „richtige“ Eingabe von prompts, damit Sie präzise Antworten von der KI bekommen. Hier geht’s zur E-Learning Zone mit kostenlosen Kursen zum Prompten.
Andreas Neuherz war beim internationalen Konzern Huawei tätig und anderen Unternehmen, bevor auch ihn das Schicksal traf und er plötzlich arbeitslos war. Er hat sich bis heute seinen Enthusiasmus bewahrt und seine Neugierde, in der IT-Branche immer wieder Neues zu lernen. Er bezeichnet sich auf LinkedIn als Entrepreneur, als consultant for networks und coach für business starters. Und wahrlich: Er hat den Spirit Dinge anschaulich zu erklären.
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