Stolpersteine im Recruiting
Stolpersteine im Recruiting
Unconscious Bias
Ein Resümee des Workshops "Altersdiversität als Erfolgsfaktor"
Rund 30 Personen - Expert:innen aus dem Bereich HR, Recruiting, Personalentwicklung - nahmen am Workshop teil, den Senior Quality exklusiv für Goldpartner und Fördergeber am 7. Juni veranstaltet hat.
„Dem Alter wird wenig Aufmerksamkeit geschenkt, weil man es nicht wahrnimmt oder wahrnehmen will, dass da tatsächlich Diskriminierung stattfindet.“
Mit diesen Worten eröffnete HR-Expertin Pamela Rath ihren Impulsvortrag.
Stolperfalle im Recruiting: Unconscius Bias - Abkürzung unseres Gehirns
Ein Aha-Erlebnis, das viele Anwesende am Ende miteinander teilten: Wie stark Unconscious Bias (unbewusste Annahmen und Urteile) das Recruitung beeinflussen und wie man zu kurz gegriffenen Vorurteilen begegnen und sie umkehren kann.
David Kriebernegg, Koordinator für Inklusion der Stadt Graz:
„Ich war erschrocken, wie schnell ein negatives Bild des Gegenübers entsteht und welche Ängste eigentlich dahinterstecken und eine Rolle spielen; wie viele Punkte, man anders, positiv lesen kann.“
Vorab machte New Work Expertin Rath in ihrem Impulsvortrag auf alltägliche Mikroaggressionen aufmerksam. Es sind Aussagen wie „der/die will ja nur mehr die letzten Jahre bis zur Pension absitzen“, „der/die war 15 Jahre Führungskraft, der/die lässt sich nix mehr sagen!“
In Form von World Cafés analysierten die Workshop-Teilnehmer:innen drei Lebensläufe. Dabei wurden unbewusste Annahmen, die man anhand des Werdegangs traf, bewusst angesprochen und diskutiert. Pamela Rath erklärte, wie man negative Haltungen in objektive Überlegungen ummünzen kann um weiterhin für den/die Bewerber/in offen zu sein. Zum Beispiel, weist ein Lebenslauf viele, eher kurze Dienstverhältnisse auf, kann das auch Folgendermaßen ausgelegt werden: als Interesse sich ständig weiterzuentwickeln (von Stelle zu Stelle) und eine vielfältige Erfahrung in verschiedenen Bereichen belegen.
Pamela Rath erklärt den Hintergrund der Übung: „Erst wenn wir unsere Bias kennen, werden wir die entsprechenden Fragen stellen, um die echten Einwände zu erfahren“.
„Ich fand es spannend, ganz bewusst, die Bias umzukehren, denn so aktiv habe ich das noch nie gemacht“,
so Workshop-Teilnehmerin Eva Aerni, HR Expertin bei der KAGes und Karriereguiding-Guide.
Für Claudia Kerth, Leiterin des Projekt & Qualitätscontrolling bei der Holding Graz, war eine wichtige Erkenntnis:
„(...) zu beleuchten, in welches Team kommt jemand: Wie geht’s dem Team mit dieser Person? Das ist ein wesentlicher Faktor beim Thema Mitarbeiterbindung."
Der Film zum Workshop
Essenz in 4 Minuten
Videograf Edi Haberl hielt den 3-stündigen Workshop "Altersdiversität als Erfolgsfaktor" mit der HR-Expertin Pamela Rath in 4 Minuten fest. Erfahren Sie, was wir über Unconscious Bias - Abkürzungen unseres Gehirns - mit Blick auf das Recruiting unbedingt wissen sollten.
Der Wert der Gemeinschaft
Equity als wirtschaftlicher Mehrwert
Pamela Rath bricht eine Lanze für den Wert der Gemeinschaft, erst dann verstünde man, warum es sich lohnt sich mit Diversität auseinanderzusetzen.
„Mein Wunsch ist es, dass Chancengleichheit gesellschaftspolitisch als Chance wahrgenommen wird, dass klar wird, es hat einen ökonomischen Mehrwert, wenn wir die Teilhabe von vielen ermöglichen.“
Dabei geht es nicht um alle „gleich zu machen“ im Sinne von Euqality, sondern um Equity, die auf die verschiedenen Bedürfnisse und Fähigkeiten eingeht um möglichst faire Rahmenbedingungen zu schaffen.
Partnerunternehmen von Senior Quality tun genau das schon jetzt.
„Wir möchten Menschen mit viel Erfahrung haben, auch Lebenserfahrung. Wir wollen einen bunten Mix an Teams haben“,
betont die Leiterin der Personalentwicklung der Holding Graz, Brigitte Pernter, und lädt ein, Teil des Holding Graz-Teams zu werden.
Sich der Vorteile von älteren Mitarbeiter*innen bewusst, ist auch Martin Auer, zuständig für Recruiting bei der Merkur Versicherung.
„Erfahrene Mitarbeiter:innen bringen neben der Dachqualifikation auch vonseiten der Persönlichkeit viel mit, wovon auch unsere jüngeren Mitarbeiter:innen profitieren."
Irren ist menschlich
Warum wir Unconsious Bias brauchen
Rund 20.000 Entscheidungen treffen wir täglich. Das die eine oder andere schnell getroffen werden muss, manchmal ad hoc, dabei unterstützt uns das System der Unconscius Bias. Bias sind also eine „Art von Abkürzungen des Gehirns“, so Rath. Das sei nicht generell das Problem, so die Top50HR-Influencerin weiter, vielmehr müssen wir uns dessen bewusst werden, und sie in Frage stellen.
Diese Art des schnellen Denkens bewirkt folgende Reaktionen:
Negative Gefühle wie Zweifel, Angst werden verstärkt
es versucht solche Entscheidungen zu fällen, die Sinn machen und die eigene Weltanschauung bestätigen
es überprüft unbewusste Stereotypen nicht auf Richtigkeit
Das macht uns blind und hat auch Auswirkungen aufs Recruiting. Der Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman hat sich in seinem Bestseller „Schnelles Denken. Langsames Denken" intensiv mit dem unbewussten – eine Form des schnellen – Denken(s) auseinandergesetzt. Dabei macht er auch eines klar: intuitives, schnelles Denken, das nicht zusätzlich auf fundiertem Wissen beruht, führt zu Fehlern.
Im konkreten Fall des Recruitings: Es werden Bewerber:innen zu schnell ausgeschlossen und haben nicht die Möglichkeit persönlich die Annahmen zu widerlegen.
Eva Aerni findet absurd, dass manche Führungskräfte noch immer glauben, dass Arbeitssuchende in einem fortgeschrittenen Alter nicht „lange bleiben“, denn
„ ... die Medien sind voll damit, dass die jüngsten Generationen durchschnittlich alle 2 Jahre wechseln. D.h. Ich muss doch bitte froh sein, wenn ich den 60-Jährigen bekomme“.
Der Meinung sind wir, von Senior Quality, auch.
Recruiting Stage
Bis es Senior Quality nicht mehr braucht
Senior Quality ist die Lobby für Menschen 45 plus. Wir zeigen mit Workshops wie diesem, dem Senior Experts Day (Save the date: November 2024) und der Job- und Kommunikationsplattform das
auch Menschen 45 plus zu Bewerbungsgespräche eingeladen werden
Unconsius Bias bewusst hinterfragt werden
Wir mehr und mehr Partnerunternehmen gewinnen, die erfahrene und loyale Mitarbeiter:innen suchen, die gekommen sind um zu bleiben
Es ein öffentliches Bewusstsein für Altersdiskriminierung in der Jobwelt gibt
Wenn es Senior Quality nicht mehr gibt oder besser nicht mehr braucht, ist die Chancengleichheit zur Realität geworden, zumindest im Kontext der Altersdiskriminierung am Arbeitsmarkt. Dann ist die Mission von Senior Quality erfüllt, und Menschen 45 plus haben die gleichen Chancen eingestellt und weiterhin beschäftigt zu werden wie jüngere Kolleg:innen.
Recruiting Stage
Ein Spätberufener und das sehr erfolgreich und selbstständig, ist Reinhard Gussmagg.
„Ich genieße es mit meiner Lebenserfahrung, den Job als Graphic Recorder auszuführen, denn ich nicht machen könnte, würde ich jetzt 20 sein.“
Gussmagg war bis 43 Jahren war er in Managementpositionen – aber immer im Angestellenverhältnis. Dann gründete er sein eigenes Unternehmen Gussmagg-Art und ist heute renommierter Graphic Recorder. Mit seinen Werken schafft er in einem Bild Emotionen, Unausgesprochenes, aber auch die Essenz des Gesagten auf den Punkt zu bringen.
Gussmagg begleitete auch unseren Workshop. Das Ergebnis hat er in einem Bild festgehalten: „Recruiting Stage“ hat er es genannt und das Spannungsverhältnis thematisiert, in dem sich Recruiter:innen bewegen, aber auch die Chancen durch das Umkehren und Hinterfragen der Unconsious Bias einen neutralen Blick auf Bewerber:innen zu erhalten. Nur so sind nachhaltige Entscheidungen möglich.
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